Immer wieder kommen KlientInnen zu mir, weil sie sich nicht entscheiden können: Aus der Affäre eine Beziehung machen oder Ehe retten? Die neue Liebschaft ist aufregend und reizvoll. Die bewährte Partnerschaft vermittelt Sicherheit und Vertrautheit. Beides hat was für sich. Dazu kommt das Wissen, dass sich sowohl die sichere Ehe wieder in eine sexy Liebesbeziehung, und die heiße Affäre in eine langweilige Partnerschaft verwandeln kann. Was tun? Das Dilemma ist perfekt und lähmt jede Entscheidungsfindung.
Nun haben BeraterInnen und Coaches viele Methoden zur Hand, um KlientInnen in ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen. Selbstwirksame Lösungen zu erarbeiten ist dabei das Ziel.
Nur warum fühlen wir uns eigentlich wie gelähmt? Vor allem dann, wenn wir 2 überzeugende Alternative zur Auswahl haben?
Buridans Esel und der freie Wille
Die Geschichte vom Esel
Dieses philosophische Gleichnis aus dem 14. Jahrhundert soll die Unmöglichkeit der Willensfreiheit verdeutlichen. Nun könnte man sagen: Na, das ist ja ein Esel... Und dennoch passiert es auch uns, rational denkenden Wesen, dass wir uns in solch paradoxen Situationen wiederfinden. So können beide zur Auswahl stehenden Optionen gleich attraktiv erscheinen und uns damit paralysieren. Ein langwieriges Abwägen der Pro und Kontras, um eine 100%ige Eindeutigkeit zu erlangen, führt dazu, dass wir uns gar nicht mehr bewegen können. Wir sind halt auch nur E.... ;).
Merke: Der Versuch 100%ig sicher sein zu wollen führt dazu, dass du dich gar nicht mehr bewegen kannst.
Ambivalenz als Fähigkeit
Nur ein Toter ist ambivalenzfrei.
Ambivalenz ist kein Problem, sondern eine Fähigkeit. Denn sich ambivalent zu fühlen bedeutet nicht keine Entscheidung zu treffen. Ambivalenz zu spüren bringt Lebenskraft und Autonomie. Und ist somit nicht nur wunderbar mit dem Leben vereinbar, sondern bereichert es noch zusätzlich.
Eins zeigt uns Buridans Esel deutlich auf: Wenn wir glauben, berechnen zu können was die richtige Entscheidung ist, werden wir nicht überleben. No risk, no fun.
Merke: Eine falsche Entscheidung ist mit dem Leben vereinbar, keine Entscheidung zu treffen nicht.
Edouard Tapissier Interpretation
Der Ausweg
Der französische Maler Edouard Tapissier (1861-1943) hat das Gleichnis durch einen Reiter ergänzt. Dieser kann sich offensichtlich nicht zwischen zwei Frauen entscheiden. Wer sich das Kunstwerk nun genau ansieht erkennt sofort, dass die beiden keineswegs gleich sind. Klar, denn keine Frau gleicht der anderen. Versucht der Reiter jedoch eine rationale Entscheidung zu fällen, erzeugt er Stillstand. Er wird von einer gleichlangen Pro- und Kontra-Liste förmlich paralysiert. Geht er hingegen über die Gefühlsebene an die Sache ran, wird er sofort wahrnehmen, dass die Frauen keineswegs gleich sind. Gleichwertig vielleicht, denn keine ist besser oder schlechter, aber nicht gleich. Denn er selbst ist es, der ihnen eine andere Bedeutung gibt, seine ganz persönliche Bedeutung!
Merke: Du gibst Fakten und Tatsachen auf emotionaler und unterbewusster Ebene eine Bedeutung. Und die ist es, die zählt!
In der systemischen Paarberatung unterstütze ich euch dabei, eure Probleme selbstwirksam zu lösen.
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